Der Grad der Vernetzung inter- oder multimodaler Mobilitätslösungen wurde seit 2012 nicht signifikant erhöht. Spiegelt man die Anforderungen der Intelligenten Verkehrssysteme (IVS) an der aktuellen Entwicklung, so ist nicht zu erwarten, dass das im Jahr 2013 im Rahmen der IT-Gipfel AG 2 definierte Ziel einer durchgängigen und umfassenden Vernetzung der verschiedenen Verkehrsträger und -mittel bis 2020 erreichbar ist.
Intelligente Verkehrsnetze
Status und Fortschritt priorisierter Handlungsfelder
Im Rahmen des Stakeholder Peer Reviews wurden priorisierte Themen zu Intelligenten Verkehrsnetzen vertiefend betrachtet. Folgende Detailbeschreibungen und Bewertungen bilden diese Schwerpunktsetzung ab.
kritisch
am Anfang
Bei den Bürgern ist die digitale Vernetzung noch nicht ausreichend positiv belegt. Die verstärkte Angst vor Verlust der Kontrolle über die eigenen Daten kann zur Ablehnung von Angeboten der digitalen Vernetzung führen.2
Die Chancen und Möglichkeiten, aber auch sicherheitsrelevante Aspekte neuer Technologien für die digitale Vernetzung wurden den Bürgern/Anwendern nicht -nähergebracht, sodass die notwendige Akzeptanz noch nicht gegeben ist.
Außerhalb der Ballungsräume ist das Zielbild „Mobilität ist immer und überall verfügbar“ nicht realisiert. Es fehlen Aktivitäten zur intelligenten Mobilität, deren Vorteile dann auch aktiv beim Nutzer propagiert werden müssen.
Empfehlungen:
- Digitaler Aufklärungsunterricht bereits ab dem Kindergarten und der Vorschule (Internet, Technologien, Smartphone, Sicherheit etc.)
- Erhöhung der Verkehrssicherheit durch Bereitstellung von Echtzeitinformationen für die Nutzer
- Förderung der Nutzung der Intermodalität durch entsprechende Anreizsysteme
- Deutlichere Kommunikation der Vorteile von intermodalen Lösungen unter Einsatz von IVS
- Wird die Akzeptanz bis 2020 gesteigert und der Bürger nimmt die Lösungen an, ermöglicht intelligente Mobilität eine effiziente und umweltschonende Nutzung von Mobilitätsressourcen.
kritisch
am Anfang
Das Haupthemmnis für eine erfolgreiche Realisierung Intelligenter Verkehrsnetze ist der fehlende spezifische Rechtsrahmen für intelligente Mobilität.
Diese Situation führt dazu, dass ein vernetzter Datenaustausch für intelligente Mobilität sowie eine Multimodalität nicht rechtssicher, erfolgreich und nachhaltig in Geschäftsmodelle einfließen und bis 2020 umgesetzt werden können.
Empfehlungen:
Das Zielbild der rechtlich-regulatorischen Ebene muss bis 2017 erfolgreich umgesetzt werden. Dann kann die Wirtschaft die anderen vier Zielbilder und die beiden Fokusthemen bis 2020 mit Geschäftsmodellen am Markt etablieren.
Die Umsetzung sollte im Rahmen der Maßnahme 14 der Strategie „Intelligente Vernetzung“ auf Basis der IT-Gipfel-Empfehlungen 2012 bis 2015 und des IVS-Aktionsplans geschehen:
- Einsetzung einer interdisziplinären Arbeitsgruppe
- Erarbeitung, Ausgestaltung und Umsetzung einer Roadmap
- Ausweitung der Maßnahme 14 auf den Individualverkehr
Als Zeitplan für die Umsetzung empfehlen wir
- 2016 Unterstützung bei der Erarbeitung und Ausgestaltung der Roadmap
- 2016–2017 Umsetzung der Roadmap für die rechtlich-regulatorische Ebene
- 2017–2020 Realisierung der Zielbilder und Fokusthemen der Intelligenten Verkehrsnetze
Der Strategie und den definierten Zielen muss eine konkrete Ausgestaltung und Umsetzung folgen.
Die Umsetzung kann nur in einer gemeinsamen Anstrengung von Politik, Wirtschaft und Verwaltung erfolgreich sein – sowohl auf lokaler Ebene als auch überregional und international. Es muss Vertrauen in die Innovation geschaffen und die Komplexität für den Einzelnen aufgelöst werden. Daher ist es besonders wichtig, dass die Umsetzung der einzelnen Maßnahmen an zentraler Stelle koordiniert wird.
Die Experten der Projektgruppe Intelligente Vernetzung des IT-Gipfels stehen für eine Mitwirkung und Einbindung ihrer Ergebnisse zur Verfügung und unterstützen die Umsetzung einer zentralen Koordination zum Thema „Intelligente Mobilität“.
kritisch
am Anfang
Die geforderte flächendeckende und standardisierte Ausstattung von Ladungsträgern3 mit Kommunikationseinheiten und Sensorik zur Optimierung von Logistikketten ist aktuell nicht umgesetzt.
Maßnahmen zur Stärkung der Interaktion der heterogenen Verkehrsträgerlandschaft wurden nicht ergriffen, die großen Umsetzungswiderstände (jeder macht seins, nichts gemeinsam) wurden nicht abgebaut.
Empfehlungen:
- Aufbau und Pflege der Interaktion der heterogenen Verkehrsträger zur Senkung der Umsetzungswiderstände
- Speziell für die Logistik Förderung:
- des Ausbaus der Kommunikationseinheiten und der Sensorik von intelligenten Ladungsträgern
- Entwicklung von E-Fahrzeugen und passenden Versorgungskonzepten für die Distributionslogistik
- Lösungen für City-Hubs
kritisch
am Anfang
Die Standardisierungsaktivitäten haben noch nicht zu einem einheitlich verbindlichen Protokoll zum Austausch von Daten geführt. Eine zentrale Drehscheibe für den Austausch von Daten der intelligenten Mobilität existiert nicht.
Weitere Hemmnisse, die einen Fortschritt behindern, sind:
- die fehlende transparente Datenverfügbarkeit und übergreifende Prozessstrukturen für durchgängige Mobilitätskonzepte.
- Das fehlende Rollen- und Betreibermodell, die
- fehlende IVS-Rahmenarchitektur sowie das fehlende durchgängige Mobilitätskonzept verhindern einen Fortschritt bei den Mobilitätsflüssen.
Empfehlungen:
- Aufbau einer IKT-Infrastruktur für durchgängiges Multiprovider-Mobilitätsmanagement
- Finale Definition einer deutschlandweiten Architektur für Multiprovider-Mobilitätsmanagement
- Definition von Rollen- und Betreibermodellen und einer IVS-Rahmenarchitektur
kritisch
fortgeschritten
Der von der Bundesregierung geförderte Breitbandausbau sieht derzeit noch keine Berücksichtigung der spezifischen Anforderungen Intelligenter Verkehrsnetze vor.
Die fehlende räumliche Abdeckung in der Fläche ermöglicht Verkehrsmoden und Verkehrsträgern noch keine Teilnahme an intelligenter Mobilität zu jeder Zeit an jedem Ort.
Jede vorhandene Lücke in der Kommunikation destabilisiert ein Intelligentes Verkehrsnetz und stört einen inter- oder multimodalen Datenaustausch.
Die Kommunikation der intelligenten Verkehrsnetze muss transparent über kabellose und kabelgebundene Breitbandnetze erfolgen und auch hybride Netzangebote umfassen.
Es fehlt eine deutschlandweite Gesamtarchitektur, die Mobilitätskonzepte und technische Charakteristiken hinsichtlich Priorität und Kapazität Intelligenter Verkehrsnetze beinhaltet.
Empfehlungen:
- Bis Ende 2016:
Konsultationen der „Intelligenten Mobilität“ mit Standardisierungsgremien und deren aktive Gestaltung - Bis Ende 2017:
Förderungen Netzausbau durch Büro „Intelligente Mobilität“ und Manifestierung der Anforderungen intelligenter Verkehrsnetze - Bis Ende 2018:
Anforderungen hinsichtlich Kapazitäten und Priori-täten in Standards bzw. Entwürfen etablieren - Bis Ende 2020:
Nutzung von intelligenten Verkehrsnetzen innerhalb des flächendeckend ausgebauten Breitbandnetzes umgesetzt
Status und Fortschritt nach Zielbildern 2020
Die nachfolgenden Detailbetrachtungen zeigen die von der Projektgruppe „Intelligente Verkehrsnetze“ erarbeiteten Zielbilder für den in 2020 angestrebten Zustand des Verkehrssektors in den strategischen Ebenen. Nebenstehend wird der aktuelle Status und die Umsetzung ausgehend von diesem Zielbild bewertet. Detailbeschreibungen der Zielbilder/Zielbildbausteine finden Sie im Ergebnisbericht 2013.4
- ITS Word Congress 2015/Bordeaux (link) ↩
- 1. BITKOM 2015: (link)
2. Initiative Digitale Vernetzung 2015: Akzeptanz von Anwendungen der Intelligenten Vernetzung; S. 8, 11, 13, 17 (link) ↩ - Ein Ladungsträger ist nach DIN 30781 ein tragendes Mittel zur Zusammenfassung von Gütern zu einer Ladeeinheit. Zu den Ladungsträgern gehören insbesondere die tragenden Förderhilfsmittel Palette, Container und Fahrzeug (Sattelauflieger). Sie erleichtern den Umschlag der Ladeeinheiten und fördern so die Effizienz und die -Geschwindigkeit der Transportkette. ↩
- Ergebnisbericht 2013: Projektgruppe Intelligente Energienetze(link) ↩