Die Chancen und Potenziale des Zusammenwirkens von Bildung und Digitalisierung im Prozess des lebenslangen Lernens wurden in den zurückliegenden zwei Jahr zehnten umfassend analysiert. In Theorie und Praxis zeigt sich, dass in der Lebens- und Arbeitswelt von heute durch den Einsatz moderner Bildungstechnologien sowie unter Nutzung vernetzter Qualifizierungsangebote individuelle Lernwege durchlässiger werden. Bildungsangebote können niedrigschwelliger sowie besser an Bedürfnisse angepasst und im Kontext gestaltet werden. Die Digitalisierung von Inhalten, Methoden und Interaktionen in Bildung und Qualifizierung schließt eine immer offener zutage tretende Lücke von Bildungsinstitutionen und in Bildungsangeboten in Bezug auf die Lebenswelt von Kindern, Jugendlichen und Erwachsen bis hin zu Senioren und Hochbetagten. Allgemein- und berufsbildende Schulen, Hochschulen für angewandte Wissenschaften und Universitäten sowie Unternehmen treiben bundesweit die intelligente Vernetzung von Bildung, Qualifizierung und Trainings voran. Dies geschieht bislang jedoch nur punktuell, kaum flächendeckend und nicht koordiniert.
Die Digitalisierung der Bildung umsetzen und beschleunigen
Während im Privaten digitale Medien und Angebote über alle gesellschaftlichen Schichten hinweg alltäglich genutzt werden und 93 Prozent der Gymnasiasten sowie 84 Prozent der Hauptschüler für die Schulaufgaben im Internet recherchieren1 verfügen Schulen oft nur über eine digitale Grundausstattung mit einer von Lehrerinnen und Lehrern nur als befriedigend wahrgenommenen Internetanbindung2. Die Digitalisierung der Klassenzimmer in Schulen oder der Hörsäle in Hochschulen und Universitäten setzt sich zwar zunehmend durch, doch haben bislang beispielsweise intelligent-adaptive Lernsysteme oder durch künstliche Intelligenz gesteuerte Geräte de facto in der Bildung nur eine randständige Bedeutung. Die wesentlichen Fortschritte und die kurzfristig größten Chancen ergeben sich im Bereich der hochschulischen Bildung sowie der beruflichen Aus-, Fort- und Weiterbildung sowie bei der Qualifizierung, u. a. induziert durch das Internet der Dinge, Dienste und Daten und damit einhergehend durch „Industrie 4.0“.
Intelligente Vernetzung von Bildungsorten und Bildungsangeboten
Vor diesem Hintergrund nimmt die Task Force „Smarte Bildungsräume“ der Fokusgruppe „Intelligente Vernetzung“ des Nationalen IT-Gipfels der Bundesregierung die Digitalisierung von Bildung und Qualifizierung aus der Perspektive des Raumes in den Blick. Die Expertinnen und Experten sind überzeugt, dass die Entwicklung von intelligent vernetzten Bildungsorten und -angeboten zu Smarten Bildungsräumen ein bislang zu wenig beachteter Aspekt ist. Die Vernetzung von Orten formaler Bildung untereinander sowie im nächsten Schritt die Verknüpfung mit informeller und non-formaler Bildung hebt eine bislang aus organisatorischen und technischen Gründen notwendige Trennung auf, die jedoch nicht der Lernerfahrung von Menschen und der zunehmenden Nutzerzentrierung i. S. einer Differenzierung, Individualisierung und Personalisierung entspricht.
Smarte Bildungsräume – Nutzerinnen und Nutzer stehen im Mittelpunkt
Smarte Bildungsräume rücken die Mehrwerte, Chancen und Potenziale nutzerorientierter Digitalisierung von Bildung und Qualifizierung in den Mittelpunkt. Während Smarte Bildungsräume lebensbegleitendes Lernen stärken und gelingende Bildungsbiographien fördern können, bilden Smart Cities und Smart Regions ihre räumliche Grundlage. Daher geht die erfolgreiche Entwicklung Hand in Hand mit dem Aufbau intelligenter digitaler Infrastrukturen in Städten und Regionen. Nachhaltige Konzeptionen Smarter Bildungsräume erfordern offene, sichere und dabei in hohem Maße flexible sowie standardkonforme und insofern interoperable digitale Plattformen. Fünf Empfehlungen sind im Zusammenspiel mit Smart Cities zu berücksichtigen:
- Intelligente Bildungsnetze als Bestandteil von Smart Cities anerkennen und im Rahmen von Smart-City-Initiativen umsetzen
- Eine gemeinsame Strategie für den Aufbau intelligenter Bildungsnetze und Smart Cities entwickeln
- Vorhandenes Expertenwissen sowie Best Practice in der Region nutzen und eine interdisziplinäre Planungsgruppe einsetzen
- Smart Bildungsräume zunächst regional starten und danach überregional ausdehnen
- Eine flächendeckende digitale Anbindung von Bildungsorten gewährleisten und eine Educational Governance als Beitrag zu Smart CityInitiativen entwickeln
Vertiefende Informationen und Referenzen
Ausführliche Hintergrundinformationen haben die Expertengruppen Intelligente Bildungsnetze und Smart Cities / Smart Regions der FG2 in der Langfassung des Positionspapiers „Smarte Bildungsräume“ zusammengefasst. Das Positionspapier ist zum freien Download erhältlich unter http://deutschland-intelligent-vernetzt.org/wp/downloads