Matthias Brucke, Klaus Juffernbruch, Gernot Marx, Percy Ott (Leitung der Taskforce Smarte Gesundheitsräume)
Aufbauend auf gemeinsamen Überlegungen mit der Expertengruppe Intelligente Bildungsnetze für den IT-Gipfel 2016 1hat sich die Expertengruppe Smart Cities/Smart Regions zusammen mit der Expertengruppe Intelligente Gesundheitsnetze in einer Task Force mit sogenannten „Smarten Gesundheitsräumen“ beschäftigt. Unterstützt wird die Task Force aus der Metropolregion Rhein-Neckar.
Die Arbeiten sind zum Digital-Gipfel 2017 noch nicht abgeschlossen und werden fortgeführt. Die Herangehensweise und erste Zwischenergebnisse werden nachstehend vorgestellt.
Drei Aspekte bilden den Ausgangspunkt der Überlegungen:
- Die Frage, wie die Perspektive des Raumes für den Gesundheitsbereich fruchtbar gemacht werden kann. In Deutschland gibt es zahlreiche innovative Versorgungsmodelle sowie Ansätze zum Aufbau von „Gesundheitsregionen“. Für letztere ist derzeit jedoch weder eine gemeinsame Schwerpunktsetzung noch ein einheitliches Verständnis auszumachen.
- Die Einschätzung, dass ähnlich wie in anderen gesellschaftlichen Bereichen auch im Gesundheitsbereich die intelligente Vernetzung physischer Dinge mit der virtuellen Welt der Daten zunehmend tradierte Vorstellungen und Prozesse noch stärker verändern wird. Daneben erhöht der demographische Wandel hin zu einer alternden Bevölkerung tendenziell die Anforderungen an Leistungserbringung und Finanzierung. Diese Entwicklung wird begleitet von einem Mangel an medizinischen und pflegerischen Fachkräften und einer sinkenden Attraktivität des Landarztberufs. Hinzu kommt der Trend zur personalisierten Medizin bzw. zu einer stärkeren Individualisierung bei Prävention, Diagnose und Therapie, die zunehmend auch von Patientinnenund Patienten eingefordert wird.
- Die Erwartung, dass der Auf- und Ausbau von Smart Cities (Kommunen) und Smart Regions (Kreise, Regionen) die räumliche und technisch-infrastrukturelle Grundlage bietet, um eine computergestützte und vernetzte Gesundheitsversorgung zu fördern.
All dies mündet im Begriff „Smarte Gesundheitsräume“. Unter der Perspektive des Raumes konzentrieren sich Smarte Gesundheitsräume darauf, mit Strategien, Inhalten, Methoden und Interaktionsformen intelligenter digitaler Vernetzung
- tragfähige kommunikations- und informationstechnische Netzwerkstrukturen zwischen den Versorgungseinrichtungen und –bereichen (Schnittstellen) aufzubauen,
- medizinisches Expertenwissen ortsunabhängig bereitzustellen,
- regionale Präventions- und Bildungsangebote einzubinden sowie
- eine telemedizinfreundliche bzw. digitale Versorgungskultur zu befördern.
Konstitutiv für Smarte Gesundheitsräume in der hier vorgeschlagenen Form ist die Einbeziehung intelligenter Netze bzw. deren horizontale Verbindung durch Smart Cities und Smart Regions. Während die Digitalisierung das private und berufliche Leben der meisten Menschen bereits maßgeblich mitgestaltet und persönlicher Erfolg sowie soziale Stellung zunehmend von der effektiven Nutzung digitaler Medien abhängt, gilt dies bislang nicht im gleichen Maße für den öffentlich finanzierten, ersten Gesundheitsmarkt.
Der Auf- und Ausbau Smarter Gesundheitsräume bietet in dreifacher Hinsicht Chancen:
- Erstens gilt es, das grundlegende Interesse der Bevölkerung für die Digitalisierung im Gesundheitsbereich noch besser durch den Aufbau offener, standardkonformer, sicherer und datenschutzkonformer Plattformen zu nutzen sowie Patientinnen und Patienten stärker als mitbestimmende Akteure zu begreifen;
- Zweitens sollte die durchgehende Interaktion der unterschiedlichen Akteure und Leistungserbringer im Gesundheitswesen sichergestellt und so Versorgungsengpässe vermieden werden;
- Drittens sind mobile und telemedizinische Systeme, die durchgehende Vernetzung medizinischer Sensoren (Internet der Dinge) sowie die Analyse von Massendaten als Voraussetzung für individualisierte Angebote und weiterhin Prävention und Gesundheitsbildung als Elemente für eine effektivere und effizientere Gesundheitsversorgung durch die digitale Vernetzung abzubilden.
Ein wesentliches Desiderat ist derzeit noch die Analyse und Aufbereitung von Best-Practice-Beispielen, bei denen heute bereits intelligente Netze zum Einsatz kommen. Derzeit werden Projekte aus dem gesamten Bundesgebiet zusammengestellt. Einen Schwerpunkt bildet hierbei voraussichtlich die Metropolregion Rhein-Neckar.
Hierauf aufsetzend sollen sodann Empfehlungen für die Gestaltung, den Aufbau bzw. die nachhaltige Umsetzung Smarter Gesundheitsräume gegeben werden.
- Smarte Bildungsräume. Positionspapier der Expertengruppen Intelligente Bildungsnetze und Smart Cities / Smart Regions, 2016. http://deutschland-intelligent-vernetzt.org/app/uploads/2016/12/161216_FG2_051_001_Smarte_Bildungsraeume.pdf ↩